Hyundai Nexo Wasserstoff Fahrzeug schlägt Tesla S Batterie Fahrzeug im Winter-Praxistest
An zwei aufeinanderfolgenden kalten und schneereichen Wochenenden haben wir den Winter-Praxistest mit unserem Hyundai Nexo Brennstoffzellen Elektrofahrzeug gegen den allseits bekannten Batterie-Elektroautopionier Tesla S gewagt: Die für einen Münchner durchaus nicht untypische Teststrecke war die Wochenendfahrt über Autobahn und Landstraße von München, genauer gesagt Grasbrunn, nach Silvaplana ins Oberengadin. Die Streckenlänge betrug 356 km, eine Wasserstoffbetankungsmöglichkeit gab es nach 158 km in Innsbruck genauso wie eine Lademöglichkeit für den Tesla S in Form mehrerer Supercharger. Während der Tesla auch im Oberengadin Lademöglichkeiten finden konnte (und musste), hatte der Nexo diese Möglichkeit nicht und musste von Innsbruck nach Silvaplana und wieder zurück nach Innsbruck kommen (400 km), mit weiteren 80 km Pendelei zwischen den Skigebieten im Engadin über das Wochenende.
Das Ergebnis war eindeutig – die niedrigen Temperaturen von bis zu -11°C hinterließen beim Tesla einen nachhaltigen Eindruck: die reale Reichweite lag zwischen 275 km bergauf und 328 talwärts. Der Hyundai Nexo hingegen reagierte auf die niedrigen Temperaturen und sogar starken Schneefall auf der Hinfahrt mit keinen merklichen Reichweiteverlusten, schaffte die knapp 500 km von Innsbruck nach Silvaplana und wieder zurück nach Innsbruck mit 80 km Pendelei im Engadin ohne Einschränkungen.
Unser Fazit zum Tesla S 90D im Winter-Praxistest: „40% weniger Reichweite im Winter“
- Der Tesla S 90D verliert bei Winter Langstreckenfahrten bis zu 40% seiner Reichweite und ist damit im Winterbetrieb teurer und deutlich weniger langstreckentauglich als Benzin-, Diesel- und Wasserstofffahrzeuge
- Auch durch steigende Batteriekapazitäten können die Schwächen der Li-Ionen Batterietechnik bei niedrigen Temperaturen derzeit noch nicht ausgeglichen werden.
- Das hohe Fahrzeuggewicht durch große Batterien pervertiert die Idee der Langstreckentauglichkeit. Auf freier Überlandstrecke, auf der Autobahn und noch mehr bei Bergfahrten gilt die Physik, dass Mehrgewicht zu Mehrverbrauch und damit beim Batterieauto zu deutlichem Reichweitenverlust führt, da die Rekuperationsmöglichkeiten beschränkt sind und die Batterie gewärmt werden muss.
- Die Abhängigkeit der Reichweite von der Fahrweise und der Kampf um „teure“ Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum werden einem für die Preisklasse des Tesla passenden Premiumanspruch kaum gerecht.
- Mit sich leerender Batterie verzichtet man irgendwann auf die anfangs beeindruckenden Überholvorgänge auf der Landstraße. Wir verstehen nun, warum wir am Sonntagabend Batteriefahrzeuge auf der rechten Spur mit Tempo 80 km „heimschleichen“ sehen.
Unser Fazit zum Hyundai Nexo im Winter-Praxistest: „Wasserstoff kann den Diesel ersetzen“
- Die Wintertauglichkeit von Brennstoffzellenfahrzeugen erlaubt uns den Ersatz von Diesel und Benzinfahrzeugen schon heute, jede neue H2-Tankstelle macht eine Welt ohne Benzin und Diesel realer.
- Leistung und Reichweite bleiben auch bei strengem Frost und Schneefall nahezu unbeeinträchtigt. Die Praxisreichweite liegt oberhalb von 500 km, auch im Hochwinter mit einer Zuladung von 300 kg.
- Das Platzangebot und der flexible Innenraum erlauben die Mitnahme von Gepäck und Skiern für einen einwöchigen Skiurlaub mit mind. 4 Personen, ein (offiziell noch nicht verfügbarer) Dachträger würde die Freiheit weiter erhöhen.
- Die Kletterfähigkeit des Nexo auf stark verschneiten Bergstraßen hat überrascht. Die mitgeführten Ketten waren zu keinem Zeitpunkt erforderlich, Straßenlage und Fahrwerk bieten Sicherheit und Komfort, die Laufruhe ist ein Erlebnis. Die technische Ausstattung ist fortschrittlich, der Spurhalteassistent könnte sich (auf der Autobahn) etwas vom Tesla Autopiloten abschauen.
- Die Betankung erfordert Planung – die Nutzung der einzigen Tankstellen auf dem Weg von München ins Oberengadin ist obligatorisch. Durch eine zusätzliche Tankstelle im Engadin würde die Flexibilität deutlich erhöht. Zudem könnte vor Ort im mondänen St. Moritz, wo heute noch Dieselabgasgeruch die Winterluft trübt, eine ganze Flotte von emissionsfreien Fahrzeugen versorgt und das schon bestehende Ladeproblem der wachsenden Zahl von Batteriefahrzeugen abgemildert werden.
- Der Betankungsprozess selbst ist schnell und unkompliziert, die etwas abseitige Lage der Wasserstoffzapfsäule in Innsbruck ist angenehm, da man so saubere Hände behält und auch dem Dieselgeruch entgeht. Man fühlt sich bevorzugt.
- Die Kraftstoffkosten für die Fahrt in Engadin ergaben sich zu 10 €/100km und liegen unterhalb von Benzin und Diesel.